Dienstag, 3. April 2018

Was erwartet uns bei der kommenden Jugend-Synode?

 A. Gagliarducci fragt sich in seiner wöchentlichen Kolumne bei "Monday in the Vatican", was uns bei der kommenden Jugend-Synode erwartet.Seine Antworten können niemanden beruhigen.
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"DIE JUGEND-SYNODE, WIE WIRD SIE AUSSEHEN?"

"Die letzte Woche der Fastenzeit endete mit einem Prä-Synodentreffen junger Leute, das die Synoden-Väter für die für kommenden Oktober geplante Synode mit der Ansicht der Jugend von Kirche versorgen sollte. Am Ende des Treffens wurde ein Dokument erstellt, das alle zur Diskussion stehenden Themen beinhaltete. Das Dokument hat in der Tat ein Problem. Und das Problem liegt in den Fragen, die gestellt wurden,

Das Dokument ist dreiteilig und repräsentiert tatsächlich die Ziele der Jungen.
Diese Ziele werden jedoch durch die Angebote und die gestellten Fragen gefiltert,
Das Dokument ist wohl nicht vorformuliert worden, aber es scheint de facto, daß die Mission zur Evangelisierung der Kirche abgelöst wird.
Einerseits präsentiert das Dokument alle Sorgen der jungen Menschen: ihr Gefühl "zur Kirche zu gehören" und nicht im Gegensatz zu den Erwachsenen zu stehen, ihre Zuversicht, Leitungsverantwortung übernehmen zu können, ihre Forderung nach Transparenz und Glaubwürdigkeit der Kirchenführer und die Notwendigkeit einer attraktiven Kirche.

Aber das Problem liegt hinter diesen Themen. Sowohl die Lineamente als auch die Vorbereitungen zur Jugendsynode sind in soziologischem Vokabular formuliert. Und das war auch die Prämisse für die Prä-Synode und die Formulierung des Dokumentes.

Man liest darin, daß "Pfarrgemeinden manchmal kein Treffpunkt mehr sind", daß "einige Menschen die Religion als Privatthema betrachten", während "das Heilige vom täglichen Leben getrennt zu sein scheint" und "daß die Kirche oft zu streng scheint und mit einem exzessiven Moralismus assoziiert wird."

Und dennoch  interessieren und beschäftigen sich die jungen Menschen "zutiefst mit Themen wie Sexualität, Sucht,Scheitern von Ehen, zerbrochenen Familien"  ebenso mit den großen sozialen Themen wie "organisiertes Verbrechen, Menschenhandel, Gewalt, Korruption, Ausbeutung, Frauenmord, jede Form von Verfolgung und Verschlechterung der natürlichen Umgebnung."

Das Dokument fährt dann fort - indem es kurz Bezug  auf den vorsichtigen Umgang mit neuen Technologien, bioethische Themen und die Kirchenskandale, die die Bedingungen für das Vertrauen der Jungen bilden, und kommt dann zu den Kernthemen.




Da ist - liest man - "große Uneinigkeit zwischen jungen Menschen, sowohl in der Kirche als auch in der Welt" - über die "stark diskutierten Lehren" wie "Empfängnisverhütung, Abtreibung, Homosexualität, Kohabitation, Ehe und die Art, wie Priestertum in den diversen Kirchenrealitäten wahrgenommen wird."

Diese Uneinigkeit hat dazu geführt, daß die jungen Menschen die Kirche auffordern, "ihre Lehre zu ändern, oder zumindest bessere Erklärungen und eine bessere Ausbildung für diese Themen anzubieten." 
Dennoch wollen "junge Katholiken, deren Überzeugungen der offiziellen Lehre widersprechen, Teil der Kirche sein."

Diese Beurteilung hat eher alle Merkmale einer Meinungsumfrage als einer Diskussion über den Glauben. Einerseite sind die jungen Menschen zum Teil des Synodenprozesses gemacht worden und waren Hauptdarsteller dieses Prozesses. Auf der anderen Seite sieht es fast so aus, als sei ihre Präsenz darauf beschränkt, eine Richtungsänderung der Kirche zu rechtfertigen, oder zumindest zu rechtfertigen, warum einige Themen so wichtig geworden sind.

Wenn das Dokument das betont, womit sich junge Menschen beschäftigen, sucht es nach interessanten Themen für Predigten. Wenn es um normale Themen geht, betont das Dokument, daß junge Leute wollen, daß die Lehre verändert wird oder daß sie zumindest Teil der Kirche sein können, auch wenn sie de facto ihre Lehre nicht befolgen.

Und wieder: das Thema ist nicht die Jugend in der Kirche. Das Problem liegt in den gestellten Fragen, in der Art wie sich die Diskussion orientiert hat.
Diesem Zugang fehlt das Schauen auf Gott und den Glauben und die Wahrnehmung der Vernunft des Glaubens völlig. Das bedeutet nicht, daß junge Menschen in der Kirche nicht diese Erfahrungen suchen und diese Wahrnehmungen nicht teilen. Das Problem ist, daß diese Themen nicht zu den Fragen gehörten, die den jungen Leuten gestellt wurden.

Es sind die Hauptthemen für die Evangelisierung durch die Kirche, die alle wichtigen Themen umfassen. Aber gerade bei der Kommunikation- einschließlich der Vaticanischen- hat das Marketing die Bedeutung des Inhalts ersetzt; im täglichen Leben haben soziologische Kategorien die philosophischen abgelöst.  Fragen über den inneren Sinn des Lebens fehlen, während es eine Verschiebung zu einem allgemeinen Ausblick, dem die tiefere Wahrheit fehlt.

Das ist der Hauptpunkt

Während die jungen Leute sich an einem stillen Platz in Rom trafen, abgeschlossen von der Welt um sie her, wurde ein Schlussbericht über eine von der St. Mary-Universität in Twickenham und dem Institute Catholique de Paris durchgeführte Umfrage formuliert.
Die Umfrage handelte von den Graden der religiösen Zugehörigkeit und Praxis bei den 16- bis 29-Jährigen in 22 europäischen Ländern.

Die gelieferten Daten geben Anlass zum Nachdenken: in der Tschechischen Republik sagen 90% der jungen Leute, daß sie zu keiner religiösen Gruppierung gehören; in England sind 70% religionslos.

Was die religiöse Praxis angeht, besuchen in Belgien nur 2 % der Jungen einmal wöchentlich die Messe,  3% in Österreich und Ungarn,  5% in Litauen und 6% in Deutschland.

Wenn es wirklich die Notwendigkeit für einen soziologischen Schnappschuß gegeben hat, dann sind diese Daten der beste Grund.  Und sie zeigen, daß es de facto nicht darum geht, junge Leute zu befragen, was sie zu hören erwarten, oder was ihre Interessen sind, sondern darum ihnen einen Vorschlag anzubieten, der ihrem Leben Sinn verleiht.

Am Ende - besteht das Risiko, daß das präsynodale Dokument die Kirche auf ein Behältnis -angefüllt mit den Erwartungen der Leute - reduziert. In gewisser Weise wird das Gehen in die Peripherien - was pure Evangelisierung ist - abgeschafft. Periphereien sollten aber nicht nur als Orte, die man besuchen kann, betrachtet werden. Sie sind eher Orte, in die man geht um das Evangelium zu teilen.

Matthew Schmitz von "First Things" hat zu Recht bemerkt, daß das Prä-Synoden-Dokument eine Art "funktionalen Arianismus, eine Konzentration auf die menschliche Dimension der Kirche zu Lasten der göttlichen "zeigt.

Die endgültige Frage ist dann: wann hat die Kirche ihre Kraft zur Evangelisierung verloren? Wann wurde die Kraft des Evangeliums der Barmherzigkeit, dem Zeitgeisttrend unterworfen? 

Das ist die brennende Frage der Osterzeit, in der die Feier von Tod und Auferstehung Jesu in einer Woche die ganze Bedeutung des Christentums verkörpert.

Die Frage ist sogar noch brennender,wenn wir an die Folgen denken. Und die sind: wie zwingt das dazu, die Botschaft des Evangeliums an die gegenwärtigen Zeiten anzupassen und in die Praxis umzusetzen?

Es geschieht schon, daß - wenn jemand den sakralen Charakter der Eucharistie betont, als altmodischer Traditionalist bezeichnet wird. Es ist z.B.Kardinal Robert Sarah passiert, der für schuldig befunden wurde, gefordert zu haben, die Kommunion kniend und in den Mund zu empfangen.

Es geschieht bereits, daß - wenn jemand zeigt, daß er dem Evangelium treu bleiben will, er als rigide und doktrinär bezeichnet wird. Es ist passiert und passiert  immer noch in der Diskussion zu Ehe und dem Zugang zur Kommunion für wiederverheiratete, geschiedene Katholiken.

Auf dieser Basis, scheint es natürlich, daß Humanae Vitae-Themen auch in Frage gestellt werden, mit der Behauptung, daß junge Leute diese Lehren oft nicht verstehen und so versucht wird, eine Änderung der Lehre, oder der Interpretation der Lehre zu erreichen, mit der Entschuldigung der pastoralen Notwendigkeit.

Dennoch fehlt noch etwas in der Diskussion. Das Dokument über die jungen Leute - das sogar durch die Gegenwart Nichtgläubiger oder Menschen anderer Denominationen beinflußt wurde- stellt diese Lehren in Frage, fordert die Kirche aber auch auf, ihre Lehren besser zu erklären.

Am Ende kann man sogar in einem solchen soziologischen Dokument den Wunsch zu verstehen finden, der vom Herzen des Menschen ausgeht.


Wenn im Verlauf der nächsten Synode, die Notwendigkeit zur Erklärung der Notwendigkeit unterworfen wird, den Wünschen der Welt entgegenzukommen, werden wir daraus schließen können, daß die Kirche am Ende die Evangelisierung aufgegeben hat. Wir werden eine weltliche Kirche haben. Das genaue Gegenteil von dem, was Papst Franziskus immer fordert."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci  

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