Dienstag, 2. Januar 2018

Was bringt das neue Jahr für das Pontifikat und die Kurienreform?






















































Das wirkliche Thema ist nicht die Verwaltung der Erzdiözese und ebenso wenig ein Angriff auf Papst Franziskus´ Reformen. Das wirkliche Thema scheint die mögliche Erneuerung des Kardinalsrates zu sein, der von Rodriguez Maradiaga koordiniert wird. In einem buchlangen Interview mit dem Salesianer-Pater Fr. Antonio Carriero betonte der Kardinal, daß die Mitglieder des Kardinalsrates nicht auf Lebenszeit ernannt werden.

"Wenn wir erst den Entwurf für die neue Pastoral-Konstitution fertig gestellt haben, wird der Rat nicht aufgelöst. Der Rat ist ein permanenter. Vielleicht werden neue Mitglieder ernannt, weil wir 5-Jahresmandate haben. Aber dann wird ein neuer Rat eingerichtet."

Die Mitglieder des Rates sind 2013 ernannt worden. Nach Kardinal Rodriguez Maradiagas Plan sollte der Rat 2018 umgestaltet werden. Eine Erneuerung wird jedoch auch nötig. Kardinal George Pell, Präfekt des Wirtschaftssekretariates, kann an den Treffen nicht teilnehmen, weil er nach Australien zurückgekehrt ist, um seinen Namen nach einer gegen ihn ausgetragenen häßlichen Kampagne reinzuwaschen.

Kardinal Mosengwo Pasinya, Erzbischof von Kinshasa, ist bereits 78. Kardinal Maradiaga ist gerade 75 geworden. Während er seinen Posten als Erzbischof von Tegucigalpa vielleicht noch 2 weitere Jahre behalten kann, wird er dann sicher zurücktreten.
Daß hinter den Mitteln, mit denen der Angriff geführt wurden- der Journalist steckt, der dieses Stück wirklich schrieb und der einer der Hauptdarsteller des Zweiten Vatileaksprozesses war (Emiliano Fittipaldi)- kann man als einen Schritt sehen, Papst Franziskus´ Reformprozess zu demontieren.

Und dieser Schritt könnte aus den Reihen der Mitarbeiter von Papst Franziskus gemacht worden sein. Nach der Zeit der externen Berater und der Rückkehr der Berater aus dem Inneren; nach der Zeit der Einrichtung des Wirtschaftssekretariates, gefolgt von der Entstehung der Dikasterien für Laien, Familie und Leben und zur Förderung der Umfassenden Menschlichen Entwicklung; nach der schrittweisen Umgestaltung des Kardinalskollegiums, die jetzt für mindestens ein Jahr unterbrochen werden sollte, weil die Zahl der 120 wählenden Kardinäle im Konklave jetzt erreicht worden ist; nach der überdimensionalen Debatte über die postsynodale Apostolische Exhortation "Amoris Laetita", die eine intensive Kontroverse zwischen der Linken und der Rechten; nach alle dem, erwarten jene. die in Papst Franziskus einen möglichen Förderer einer tiefgreifenden Reform der Kirche sehen, von ihm ein größeres institutionelles Engagement.

Um es kurz zu machen, suchen sie nach etwas, das mehr "wie eine Reform im Gehen" und die "Eröffnung eines Prozesses"ist, wie Papst Franziskus es in "Evangelii Gaudium" gepredigt hat. Etwas, das auch im nächsten Pontifikat fortgeführt wird.
Die Diskussion des nächsten Jahres wird sich auf diesen Punkt konzentrieren. Das wird nicht einfach nur eine Debatte zwischen Tradtítionalisten und Progressisten sein, Sie wird sich auch um die Zukunft der Kirche drehen und wird bessere Hilfsmittel brauchen als den bisherigen "Bandenkrieg".
An Ende funktioniert ein Bandenkrieg dann, wenn er darauf abzielt, ein System zu zerstören, nicht aber, wenn er ein neues System aufbauen soll.

Blickt man auf die Angriffe gegen Kardinal Rodriguez Maradiaga zurück, kommen einem zwei Dinge in den Sinn. Das erste ist am Ende, daß das wahre Problem des Kardinals ist, daß er zu vielen seiner Mitarbeiter vertraut, sogar, wenn sie sich als untreu oder unpassend für ihren Posten erwiesen haben, sogar wenn das ausschließlich auf ihre ideologischen Probleme zurückzuführen ist.

Kardinal Tarcisio Bertone, ein anderer Salesianer, der als Papst Benedikts XVI Staatssekretär diente,hatte das selbe Problem.
Aber Kardinal Bertone wurde für Fehler, die er bei der Auswahl seiner Mitarbeiter machte, zusammen mit seiner Naivität bei der Handdhabung bestimmter Situationen gekreuzigt.
Niemand will Fehler rechtfertigen und die Geschichte wird zeigen, ob Bertone wirklich Fehler gemacht hat oder einfach nur anderen zu sehr vertraute.

Aber das ist der allgemeine Rahmen für seine Situation.
Obwohl er sich in einer ähnlichen Situation befindet, bekommt Kardinal Rodriguez Maradiaga das Vertrauen der Medien. Nichtsdestoweniger ist es erstaunlich, daß ein linkes Magazin, das durch den Gründer der linken, italienischen Zeitung "La Repubblica", ein Mann, der als einer der ersten Papst Franziskus interviewte, auf einen Mann aus dem inneren Kreis des Papstes zielen sollte.
War Papst Franziskus nicht das Idol der progressiven, säkularen Presse?

Die Wahrheit ist, daß niemand in der säkularen Presse den Papst wegen seiner angeblich offenen Positionen verteidigt. Statt dessen nutzt die Presse die Unterstützung des Papstes für diese Positionen um ihre eigene Agenda zu verfolgen.
Das ist ein anderes Hauptthema dieses Pontifikates. 

Kardinal Rodriguez Maradiaga hat sich schon vor einiger Zeit durch eine resolute Verteidigung einer seinter Mitarbeiterinnen hervorgetan.
Das geschah als der Kardinal Präsident von Caritas Internationalis war und Lesley-Ann Knight die damalige Generalsekretärin der Organisation, in einen Skandal verwickelt war. Sie bat dann wegen der Notwendigkeit Caritas Internationalis eine stärker katholische Identität zu geben, nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren zu müssen.

Knight wurde angegriffen, weil sie nicht-katholische Abtreibungsbefürworter-Gruppen unter dem Schirm der Caritas aufgenommen hatte. Das führte nicht zufällig zur Reform der Statuten von Caritas Internationalis, als Teil der großen Reform der Karitativen Werke des Vaticans, die Papst Benedikt begann und Papst Franziskus weiterführte.

Knight kehrte als Sekretärin von "The Elders Foundation" unter dem Vorsitz von Kofi Annan zurück, als Mitglieder der Stiftung am Vorabend der Papstreise nach Myanmar sich mit Papst Franziskus trafen. Knights Anwesenheit im Vatican schloss den Kreis, der die Art und Weise wie Kardinal Maradiaga die Caritas gemanagt hatte, ideologisch rehabilitierte.
Der erste Ring dieses Kreises war die Annäherung an die Volksbewegungen. Bei den Treffen der Volksbewegungen begegnete Papst Franziskus am Ende den sozialen Foren.

Und das Treffen mit den sozialen Foren kann als eine Art Antwort auf die Kritik am Engagement von Caritas Internationalis bei Treffen mit diesen Sozialen Foren betrachtet werden.

Können wir am Ende sagen, daß in diesem fünften Jahr der ideologische Kreis geschlossen wurde? Unter Papst Benedikt XVI gab es die Beschwerden derer, die sich marginalisiert fühlten, oder die seine Maßnahmen als "Schritt rückwärts" ansahen.

Die Tatsache, daß Benedikt als Grundton seines Pontifikates das Thema Wahrheit wählte- sowohl bei diplomatischen als auch bei Konfliktmanagements-Fragen, sowie bei der Perzeption der Geschichte (seine erste Weihnachtsansprache an die Kurie- zur Hermeneutik der Ruptur bei der Interpretation des II.Vaticanischen Konzils ist noch in Erinnerung) war ein Schock für die, die hinter der Agenda einer Änderung der Kirchendoktrin standen.
Die Wahl Kardinal Bertones als Staatssekretärs, eines Nicht-Diplomaten aus den Rängen der Glaubenskongregation, rief einige Unzufriedenheit innerhalb der Ränge der päpstlichen Diplomaten.
Daher die Angriffe auf Kardinal Bertone. Mutatis mutandis - auf einem anderen Szenario und einer anderen Situation basierend wird jetzt einer von Papst Franziskus´Hauotmitarbeitern angegriffen, und der Grund dafür, ist die angenommene Notwendigkeit eines Richtungswechsels.

Es hat immer jene gegeben, die hinter dem Rücken von Papst Franziskus ihre persönliche Agenda verfolgen.
Es ist kein Zufall, daß die - während der fünfte Jahrestag dieses Pontiifikates näher kommt, vor dem Konklave von 2013 gesprochenen Worte eines Kardinals wieder zirkulieren,
Er sagte, daß "vier Jahre Bergoglio genügen würden, um die Dinge zu ändern."

Man hat dem Papst also vier Jahre gegeben, um eine spezifische Agenda auszuführen. De facto hat Papst Franziskus bewiesen, daß er freier ist als seine Wähler, und blieb seinen eigenen Ideen fest verpflichtet. Die wahre Herausforderung im fünften Jahr seines Pontifikates ist es, die Einheit der Kirche zu bewahren.

Aber das zu erreichen, wird eine schwierige Sache. Über ein verdecktes Schisma wird schon seit Jahren gesprochen. Und das Schisma hat seinen Ursprung vor allem auf der progressiven Seite- basierend auf der Wahrnehmung von Unterscheidung und Gewissen- was dem Gläubigen erlaubt, den Glauben auf eigene Weise zu leben, ohne Rücksicht auf irgendein besonderes doktrinales Thema.

Erscheint ein Schisma auf der Rechten, dann historisch als Resultat eines Traditionalismus, der von den Ortskirchen alimentiert wird, die größere Unabhängigkeit von Rom fordern-z.B. die Art Lefebvrismus, der aus den Gallicanistischen Bewegungen entstanden ist,

Die Einheit der Kirche zu bewahren, ist für diesen lateinamerikanischen Papst eine große Herausforderung, weil Lateinamerika derzeit nach größerer lokaler Autonomie verlangt.
Wird der Papst fähig sein, die Teilung dadurch zu überwinden, daß er die Rettung der lateinamerikanischen Theologie zusichert?
Wird das unter seinen lateinamerikanischen Brüdern einige Enttäuschung hervorrufen?

Wird seine Rettung der lateinamerikanischen Theologie der Kirche wirklich nützen, wenn die nach einer globaleren Sichtweise sucht, ohne eine theologische Spaltung zwischen Söhnen und Schwiegersöhnen zu fördern?
Werden wir ein globales kulturelles Projekt sehen, das die Einheit der Kirche formt?

Das sind die offenen Fragen für 2018. Unter alledem lauert ein Gedanke: "Das Pontifikat von Papst Franziskus ist ein notwendiger Übergang, eine Weiche im Gleichgewicht, die uns zu einem neuen Zentrum führen sollte- über jede progressiv-konservative Dialektik hinaus.

Das Spiel wird dann im nächsten Pontifikat ausgetragen. 2018 wird Papst Franziskus mit Schwierigkeiten innerhalb der Kurie konfrontieren. Das ist der Grund, weshalb die Weihnachtsansprache sich fast nur nach außen richtete, auf die päpstliche Diplomatie und diesen ökumenischen Dialog, der den wirklichen Frontverlauf dieses Pontifikates darstellt.
Jedenfalls zur Zeit."

Quelle : Monday in the Vatican, A. Gagliarducci




























































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