Donnerstag, 10. August 2017

Sind die Seminare das nächste Ziel auf der päpstlichen Reform-Agenda?

rorate caeli sorgt sich um die Zukunft der Priesterseminare und der Berufungen.
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"FÜR DIE AKTEN - IN SEINEM LETZTEN INTERVIEW HAT DER PAPST  DIE RIGIDITTÄT IN DEN SEMINAREN UND IN DER PRIESTERAUSBILDUNG ANGEGRIFFEN. WERDEN DIE SEMINARE BALD DAS ZIEL DER FRANZISKUS-REFORM?" 

Es ist sehr schwer bei dem endlosen Worte-Strom von Papst Franziskus auf dem Laufenden zu bleiben. Ein Interview nach dem anderen, Pressekonferenzen, Reden, Briefe, Telefongespräche, Stegreifbemerkungen, tägliche Predigten.... ein endloser Strom von Worten, der dazu führt, daß die Menschen nicht richtig wissen, was der Papst genau zu diesem oder jenem Thema gesagt hat, sondern eher die Generalrichtung des päpstlichen Denkens und die Hauptthemen seiner Agenda erkennen.
Eher als daß es ein Zeichen von Schlampigkeit ist, kann man eine exzellente Strategie darin erkennen.
Liberale Möchtegern-Reformer, die dazu neigen, sich nicht um Genauigkeit zu kümmern, nutzen die starken Eindrücke die Franziskus hinterläßt, ohne an exakte Worte gebunden zu sein. In der Zwischenzeit bleiben einige Konservative eher zurückhaltend, Franziskus zu tadeln, weil sie besessen davon sind, genau festzulegen, was Franziskus bei dieser oder jener Gelegenheit gesagt hat und versuchen, Entschuldigungen dafür zu finden oder fast alles als "Fehlinterpretation" abzutun, was sie zu einer Konfrontation zwingen würde.

Glücklicherweise (oder unglücklicherweise) neigt der Papst dazu, sich oft zu wiederholen, mit dem Ergebnis, daß die Generalrichtung die er für die Kirche wünscht  jetzt für jeden außer den blinden Realitätsleugnern sichtbar geworden ist.

Eines der zunehmend herausragenden Themen des Franziskus-Pontifikates ist die Notwendigkeit "Rigidität" unter den Seminaristen zu bekämpfen, die Notwendigkeit sie Unterscheidung zu lehren (besonders durch Jesuiten) und die Wachsamkeit bei neuen Berufungen, so daß Qualität vor Quantität geht.
Zu Beginn des Jahres 2015 hat Franziskus über das"Problem"gesprochen, das  "Traditionalisten" in den Diözesan-Seminaren darstellten und ihre "Unausgeglichenheit" bzgl. der Liturgie.
Später im Jahr (November) während einer Rede vor einer größeren Konferenz über Ausbildung von Priestern kehrte zu diesem Thema zurück und benutzte eine noch schärfere Sprache indem er "treue, fundamentalistische" Seminaristen mit Kriminellen verglich und andeutete, sie könnten geisteskrank sein:
Aus dem Stegreif erzählte Franziskus eine Geschichte aus der Zeit, als er die Novizen der Gesellschaft Jesu unterrichtete. Ein "guter" Junge hatte den Test der Psychiaterin nicht bestanden und sie sagte zu Bergoglio: "diese Jungen sind in Ordnung bis sie niedergelassen sind und sich ganz sicher fühlen. Dann beginnen die Probleme.
"Pater, haben Sie sich je gefragt, warum es Polizisten gibt, die foltern?" hatte die Doktorin offensichtlich Franziskus gefragt. Der Papst sagte dem Klerus, sie sollten zweimal nachdenken, wenn ein junger Mann zu zuversichtlich, rigide und fundamentalistisch ist" . Dann seine Einladung an sie, vorsichtig bei den Zulassungen zu den Seminaren zu sein. "Es gibt mental kranke Jungen, die starke Strukturen suchen. die sie schützen können. So wie "die Polizei, die Armee und der Klerus."




Während des WJT in Krakau sprach Franziskus vor den Polnischen Jesuiten und beklagte sich, daß "Einige Priesterausbildungprogramme Gefahr laufen, im Lichte zu klarer und bestimmter Ideen zu erziehen, und deshalb innerhalb von Grenzen und Kriterien zu agieren, die a priori als rigide definiert sind und das abgesehen von konkreten Situationen." Um dem entgegen zu wirken riet der Papst 
seinen Mitbrüdern mit Priestern und Seminaristen zu arbeiten, und sie besonders Weisheit und Unterscheidungsvermögen zu lehren und Menschen zu begleiten:

 "Ich wiederhole, das müßt ihr die Priester lehren, ihnen im Licht der Exerzitien in der Dynamik der    pastoralen Unterscheidung helfen, die das Gesetz respektiert aber darüber hinausgehen können"  sagte der Papst.

 "Wir müssen eines wirklich verstehen im Leben ist nicht alles schwarz auf weiß oder weiß auf    schwarz," sagte er "Die Grauschattierungen überwiegen im Leben, Wir müssen sie lehren in diesem  grauen Gebiet zu differenzieren."

Letzten Monat hat Franziskus bei der Internationalen Konferenz über Berufungen gesprochen und sagte, nach dem was ein Insider des Vaticans berichtete:
 "Als er heute bei einer Vatican-Konferenz sprach, sagte Franziskus den zuhörenden Kardinälen,  Bischöfen und Berufungs-Experten, ihren Berufungsdienst zu überdenken, damit er nicht einfach ein  bürokratisches, pastorales Programm wird.

 Der Papst sagte der Versammlung, daß ihre Arbeit das Hinausgehen und den Menschen Zuhören  einschließe und wies darauf hin, daß die eigene Berufung nicht  das Resultat einer "netten Theorie"  sei sondern den barmherzigen Blick Jesu auf mich erlebt zu haben."

Damit das passieren könne, erklärte Franziskus, sollte die Kirche damit aufhören. den  Katholizismus auf ein "Rezept von Regeln" zu reduzieren, während der Klerus aus seiner  geschlossenen Welt ausbrechen müsse.

"Es ist traurig, wenn ein Priester nur für sich selbst lebt, eingeschlossen in eine sichere Festung über  dem Rektorat, der Sakristei oder eine eingeschränkte Gruppe loyaler Anhänger," sagte der Papst der  von der Kleruskongregation organisierten Internationalen Berufungskonferenz. "Im Gegenteil, wir  sind gerufen, Hirten unter den Menschen zu sein, fähig pastorale Sorge zu zeigen und sich Zeit zu  nehmen, jedem zuzuhören, besonders jungen Menschen."

 Franziskus betonte daß die Welt reife und ausgewogene Preister braucht und appellierte an die  Bischöfe aufmerksam zu sein, wenn sie Kandidaten für das geweihte Leben prüfen.

"Wenn es um die Berufungen zum Priestertum kommt und die ins Seminar eintreten. Ich bitte euch  die Wahrheit zu erkennen, einen klugen und vorsichtigen Blick zu haben" erklärte Franziskus "ich sage das besonders den Brüdern im Bischofsamt: Wachsamkeit und Vorsicht" 

Und so kommen wir zu den jüngsten Ausbrüchen des Papstes zu diesen Themen, die in den letzten Tagen in einem weiteren Interview herauskamen - veröffentlicht in einem Interview in La Civiltá Cattolica. Vatican Insider hat einen Bericht zu diesem Interview, das eigentlich nichts anderes ist als ein Gespräch, das er führte, als er am 24. Oktober die Delegierten der 36. Generalversammlung der Gesellschaft Jesu besuchte.
Unter den vielen Dingen, die er über Amoris Laetitia, Klerikalismus und Berufungen sagte, ließ er die Gelegenheit nicht aus, anzugreifen, nicht länger nur Seminaristen sondern den gesamten Prozess der Ausbildung - die er beschuldigt, keinen Platz für Unterscheidung zu haben - und sogar gewisse Seminare.
 Zu andren Themen der Moralität: "ich stelle die Abwesenheit von Unterscheidung bei der  Ausbildung der Priester fest" bemerkte der Papst. " wir riskieren uns daran zu gewöhnen, die Dinge  schwarz und weiß zu sehen", wenn es darum geht, was legal ist." wir sind gegenüber der  Differenzierung eher verschlossen. Eine Sache ist heute klar: heute ist in einer bestimmten  Reihe  von Seminaren  eine Rigidität eingeführt worden, die weit entfernt ist von der Differenzierung von  Situationen. Und das ist gefährlich, weil es uns zu einer Wahrnehmung von Moral führt, die  kasuistisch ist."

Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Franziskus in diesen Reden nur Dampf abläßt. Wir wissen schon us verschiedenen Berichten (wie diesem) daß ein neues Dokument zur Ausbildung der Priester in Arbeit ist. 
Der derzeitige Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Beniamino Stella, ist einer der Kurienmitglieder, der am getreuesten sein Denken widerspiegelt. Er wurde 2013 an diesen Platz gesetzt, während der damalige Präfekt, Kardinal Mauro Piacenza (ein Sirianer oder Protegé von Kardinal Siri, bekannt für eine starke Verteidigung des Zölibats und der klassischen priesterlichen Spiritualität) wurde im Alter von 69 Jahren, ohne seine Dienstzeit beendet zu haben ins Apostolische Pönitentiariat abgeschoben. Unter Kardinal Stella  und dem Sekretär, Erzbischof Patron Wong wird das neue Dokument in Sichtweise und Ton sicher sehr Bergoglianisch sein.

Wir können hier auch Franziskus´ Durchgreifen in Diözesen erwähnen, die traditionell-gesinnte Männer von außerhalb ihrer Grenzen akzeptieren, einer der Gründe für die Bestrafung der Diözesen Albenga-Imperia und Ciudad de Este. Fügt man dem die neuen Regeln hinzu, die vom Diözesan-Bischof verlangen, zuerst den Vatican zu konsultieren, bevor sie auch nur ein neues Institut des geweihten Lebens eröffnen.
Diese neue Regel stellt klar, daß die Ursprünglichkeit des Charismas eines neuen Institutes zuerst verifiziert werden muß. Diese neue Regel läßt viele Projekte "strikter Observanz"  untergehen, die auf der Wiederbelebung existierender Charismen religiöser Orden beruht, die in ihrem Eifer kalt geworden sind. Es ist klar, dass die Alleen für traditionell gesinnte Seminaristen  langsam aber unmißverständlich unter diesem Pontifikat eingeengt werden.

Schließlich wissen wir schon, daß Thema der Synode 2018  "Jugend, Glaube und Differenzierung bei Berufungen" sein wird.
Ob sie auch auf die Frage verheirateter Priester eingehen wird oder nicht, sie wird sicher Seminare und Priesterausbildung betreffen.  Weil man von Franziskus sagt, er wolle irreversible Veränderungen der Kirche, macht es nur Sinn, daß er an der Ausbildung der Priester arbeitet: der Zustand des Priestertums wird kraft seiner Natur - einen unwiderstehlichen und unkalkulierbaren Einfluss auf das gesamt Leben der Kirch haben. 

Wohin wird das alles führen, zumindest für die Berufungen? 
Das aktuelle Pontifikat traf auf einen weltweiten Rückgang der wichtigsten Einschreibungen in die Seminare. Nach vielen Jahren eines kleinen aber stetigen Anwachsens bei den Zahlen der größeren Seminare während der Regierung von Johannes Paul II und Benedikt XVI sanken die Zahlen 2012 geringfügig ab, dann 2013 und 2014 steiler. 
Um präziser zu sein: Ende 2011 gab es 120615 Großseminaristen.
Das ging Ende 2012 auf 120.051 herunter, Ende 2013 auf 118. 251 und 116.419 Ende 2014 (das ist die letzte zur Verfügung stehende Statistik). 
Wenn die Erfahrung der Erzdiözese von Buenos Aires irgendein Hinweis ist, und wenn es Franziskus gelingt, einige seiner Visionen durchzusetzen, sind wir überzeugt, daß wir einen Zusammenbruch der Berufungen sehen, viel größer als das, was bereits in den ersten Jahres seines Pontifikates erkennbar wurde.

Quelle: rorate caeli



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